Der Elektrorollstuhl als kognitives Hilfsmittel für Nutzer mit neurologischen Erkrankungen

Für Personen mit neurologischen Erkrankungen wie einer traumatischen Hirnverletzung (TBI), bestimmten Formen von Demenz oder kognitiver Erschöpfung aufgrund von Multipler Sklerose kann ein Elektrorollstuhl eine doppelte Funktion erfüllen. Über die körperliche Mobilität hinaus kann er gezielt konfiguriert werden, um die kognitive Belastung zu verringern, die Sicherheit zu erhöhen und die exekutiven Funktionen zu unterstützen, und wird so zu einem integralen Bestandteil einer umfassenden Versorgungsstrategie.

Das Kernprinzip ist Vereinfachung und Automatisierung. Programmierbare Navigationsrouten sind von unschätzbarem Wert. Ein Benutzer kann vom Schlafzimmer in die Küche gelangen, indem er lediglich einen vorab abgebildeten „Küche“-Knopf auswählt, anstatt komplexe Joystick-Manöver durchzuführen. Dadurch wird die Entscheidungsüberlastung und Desorientierung verringert. Geofencing kann sichere Zonen schaffen, wobei der Stuhl automatisch in der Nähe potenzieller Gefahrenstellen wie Treppen oder Ausgängen langsamer wird oder Warnhinweise gibt.

Die Schnittstellen können an kognitive Fähigkeiten angepasst werden. Für manche ist ein vereinfachter Controller mit großen, bildbasierten Tasten für „Zuhause“, „Bett“ oder „Tür“ intuitiver als ein herkömmlicher Joystick. Für andere ermöglicht die Integration von Sprachbefehlen, ihr Ziel direkt anzusagen. Erinnerungssysteme können integriert werden, die durch sanfte akustische Signale oder Vibrationen des Controllers Handlungen wie Druckentlastungswechsel oder Medikamenteneinnahmezeiten andeuten.

Sicherheitsfunktionen werden zu kognitiven Schutzmechanismen. Die automatische Erkennung von Hindernissen und die Stoppfunktion bieten eine wichtige Unterstützung in Momenten der Unaufmerksamkeit. Eine „Rückkehr zur Basis“-Funktion kann den Rollstuhl zurück zur Ladestation oder einem zentralen Ort führen, falls der Nutzer verwirrt ist. Für Pflegekräfte ermöglicht die Fernüberwachung ein beruhigendes Gefühl, da sie Standort und Status diskret überprüfen können. In dieser Anwendung verwandelt sich der Elektrorollstuhl von einem einfachen Fahrzeug in eine unterstützende, intelligente Umgebung, die kognitive Herausforderungen ausgleicht und größere Autonomie fördert.